Das Leberzentrums-Board ist Ausdruck unserer offenen Kommunikationspolitik. Über Klinikgrenzen hinweg stellen wir gemeinsam unser Know-how in den Dienst unserer Patientinnen und Patienten.

Prof. Dr. Ansgar W. Lohse, Direktor der 1. Medizinischen Klinik des UKE

Schaltzentrale für besondere Fälle

Das interdisziplinär besetzte Leberzentrums-Board ist die Koordinationsstelle des Universitären Leberzentrums. Tagesaktuell besprechen die beteiligten Expert:innen das bestmögliche weitere Vorgehen individuell für jede Patient:in.

Von hier aus erfolgt gegebenenfalls die Zuordnung zu den Spezialabteilungen des UKE sowie die vernetzte Zusammenarbeit mit unseren Partner:innen im ambulanten und stationären Bereich.

In unserem täglichen Board kommt ein festes Team aus Ärzt:innen der Bereiche, die an der Versorgung von Patient:innen mit Lebererkrankungen hauptsächlich beteiligt sind – etwa aus der Inneren Medizin, der Chirurgie, der Transplantationsmedizin und der Radiologie – gemeinsam mit weiteren Spezialist:innen, etwa Intensivmediziner:innen, Kinderärzt:innen und Onkolog:innen des UCCH, zusammen und berät darüber, welches die für jede vorgestellte Patient:in beste nächste Behandlungsmöglichkeit ist. Sind noch weitere Untersuchungen notwendig? Wie ist der gesundheitliche Zustand der Patient:in? Kann die weitere Abklärung ambulant durchgeführt werden? Was sind die Wünsche und Ziele der Patient:in? Diese Fragen werden direkt im Leberzentrums-Board diskutiert. So entstehen keine Verzögerungen, etwa vor weiteren notwendigen Untersuchungen oder einer stationären Aufnahme, und unsere Patient:innen können direkt ihren zielgenauen Behandlungsweg einschlagen.

Um die bestmögliche Versorgung von Patient:innen innerhalb ihres regionalen Umfelds zu gewährleisten, bieten wir zudem eine konsiliarische Mitbeurteilung von Patient:innen an, die nicht primär im UKE behandelt werden. Die Weiterentwicklung innovativer Behandlungsnetzwerke, etwa durch gemeinsame telemedizinische Konferenzen, die vertiefte Zusammenarbeit mit unseren Behandlungspartner:innen sowie Angebote im Bereich der ärztlichen und Patient:innenfortbildung verstehen wir dabei als integrale Ziele unserer Arbeit.

Das Leberzentrums-Board unterliegt einer kontinuierlichen Qualitätssicherung in der Behandlung von Patient:innen mit Lebererkrankungen. Neben der Entwicklung klinikübergreifender Behandlungsstrukturen für wiederkehrende Krankheitsbilder gehört es auch zu unseren Aufgaben, die wissenschaftliche Infrastruktur zur Erforschung verbreiteter und seltener Lebererkrankungen zu pflegen und weiter auszubauen.

Fallbeispiel 1: Bei einem Patienten waren nach einer Medikamentengabe sehr hohe Leberwerte festgestellt worden. Es drohte ein akutes Leberversagen. Im Leberzentrums-Board diskutieren die Expert:innen seine Situation: Wie hoch sind die Leberwerte? Inwieweit ist das Organ in seiner Funktionsfähigkeit eingeschränkt? Wie ist der sonstige Zustand des Patienten? Da die Zeit aufgrund der deutlich erhöhten Werte stark drängt, wird dem Patienten kein Ambulanztermin angeboten, sondern er wird direkt und ohne Umweg über die Notaufnahme zur Leberbiopsie aufgenommen. Die Ergebnisse zeigen: Der Patient hat eine ausgeprägte, am ehesten durch eine Immunreaktion auf das Medikament ausgelöste Entzündung der Leber. Er wird mit Medikamenten behandelt, die die Entzündungsreaktion beenden, und kann nach kurzer Zeit wieder nach Hause entlassen werden. In späteren Ambulanzterminen zeigt sich eine komplette Normalisierung der Leberwerte.

Fallbeispiel 2: Beim Hausarzt wird bei einer Patientin zufällig ein Lebertumor entdeckt. Eine Computertomographie ist bereits angefertigt worden. Im Leberzentrums-Board werden die Bilder eingeschätzt: Ist eine Operation notwendig und angezeigt? Zusätzliche Untersuchungen werden eingeleitet, die Ergebnisse zeigen: Es handelt sich vermutlich um einen lebereigenen Tumor im Frühstadium. Dank der frühen Erkennung kann er per minimalinvasivem Eingriff ohne großen Bauchschnitt operativ entfernt werden. Bei regelmäßiger Nachsorge kann die Patientin unter weiterer Beobachtung ihren Alltag normal weiterführen.