Promotionspreise zur Förderung des Wissenschaftlichen Nachwuchses
Studierende der Medizin und junge Ärztinnen und Ärzte machen mit ihrer Doktorarbeit meistens ihre erste wissenschaftliche Arbeit. Sie nehmen wissenschaftliche Fragestellungen auf, lernen Forschungsmethoden und erleben die Faszination eines neuen Befundes, den sie selbst erheben konnten. Frust und Erfolg sind launische Begleiter auf diesem Weg.
Der Freundes- und Förderkreis des UKE e.V. möchte junge Menschen zu weiterer wissenschaftlicher Arbeit ermutigen, indem er sich dafür einsetzt, dass sehr gute Leistungen belohnt werden. Leistung muß Spaß machen. Freude ist der Motor für erfolgreiche Arbeit. Der Freundes- und Förderkreis des UKE e.V. hat erfahrene Menschen gefunden, die wissen, wie dringend wir junge, leistungswillige Wissenschaftler für den Fortschritt der medizinischen Forschung brauchen. Jeder Promotionspreis ist insofern für ein bestimmtes Fachgebiet ausgebracht und mit dem Namen eines Wissenschaftlers verbunden.
Die Verleihung der Promotionspreise findet am ersten Freitag im Dezember eines jeden Jahres im Rahmen einer akademischen Feier im Festsaal des Erika-Hauses statt.
Hier finden Sie eine Übersicht über alle Promotionspreise , die jeweils im 2-Jahres-Rhythmus ausgeschrieben werden.
Ausschreibung und Bewerbung
Die Ausschreibungen laufen jeweils bis Ende Juni eines Jahres.
Bewerben können sich alle Studierenden der Universität Hamburg, die im Zeitraum vom 1. Juli des Vorjahres bis zum 30. Juni des jeweiligen Jahres ihre Promotion abgeschlossen haben.
Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 15. Juli 2023. Verlängert bis zum 15. August 2023!
Das Preisgeld für jeden Promotionspreis beträgt 2.500,- Euro. Eine Ausnahme bildet der Burkhart Bromm-Promotionspreis für Kognitive Neurobiologie. Dieser wird nur alle drei Jahre ausgeschrieben. Zuletzt wurde der Burkhart-Bromm-Preis 2022 vergeben.
Die Verleihung der diesjährigen Promotionspreise findet am 8. Dezember um 15.30 Uhr im Rahmen einer akademischen Feier im Festsaal des Erika-Hauses (W 29) statt.
Promotionspreisverleihung 2022
Der Freundes- und Förderkreis des UKE hat zum 24. Mal Promotionspreise für exzellente Doktorarbeiten verliehen. Über 30 Dissertationen, ausgezeichnet mit magna oder summa cum laude, wurden 2022 eingereicht.
13 Preisträgerinnen und Preisträger wurden durch das jeweilige Kuratorium ausgewählt.
Der FFK freut sich, dass die Preisverleihung in diesem Jahr endlich wieder als akademische Feier im Erika-Haus stattfinden konnte. „Wir möchten den Nachwuchs mit den Promotionspreisen zu weiterer wissenschaftlicher Arbeit motivieren“, betont Prof. Dr. Martin Carstensen, Vorsitzender des Freundes- und Förderkreises.
Der FFK dankt ganz herzlich allen Stifterinnen und Stiftern, die diese Auszeichnung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern ermöglichen!
Preisträgerinnen und Preisträger:
vorne v.l.: PhD Sylvia Rodriguez-Rozada, PhD Junling Liu, PhD Rebecca Philipp, Dr. med. Franca Kobus
hinten v.l.: Dr. rer. nat. Jastyn Anne Pöpplau, Dr. med. Philipp Seeger, Dr. med. Kevin Roedl, Dr. med. Felix L. Nägele, Dr. med. Laurens Alexander Intert, PhD Jirí Wald
Dissertationen der Promotionspreisträgerinnen und -träger 2022
Hier finden Sie die Themen und Zusammenfassungen der Dissertationen, die im Jahr 2022 mit dem Promotionspreis des Freundes- und Förderkreises des UKE e.V. ausgezeichnet wurden. Mitgliedern stellen wir bei Interesse gerne die vollständige Arbeit zur Verfügung – sprechen Sie uns an !
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Dr. med. dent. Laurens Alexander Intert
Stufenweise Strahlendosisreduktion in der Computertomographie des knöchernen Beckens im Leichenmodell unter Verwendung eines iterativen Rekonstruktionsalgorithmus
Das Ziel dieser Arbeit war, die Durchführbarkeit und den Umfang einer möglichen Reduktion der Strahlendosis bei CT-Untersuchungen des knöchernen Beckens im Leichenmodell zu untersuchen. An 25 Leichen wurden die Rohdaten mit einem Standard-Dosis-CT-Protokoll (SDCT) als Referenz und mit vier verschiedenen dosisreduzierten CT-Protokollen (DRCT) erfasst. Diese wurden daraufhin mittels gefilterter Rückprojektion (FBP) und zwei Stufen eines iterativen Rekonstruktionsalgorithmus (iDose4) rekonstruiert. Die rekonstruierten Daten wurden quantitativ (Cr-Dichte, Bildrauschen) evaluiert und qualitativ (Bild, zwei Untersucher) bewertet. Dabei wurden die Bildqualität und die diagnostische Annehmbarkeit der anatomischen Strukturen vorderer Beckenring, Azetabulum und hinterer Beckenring einschließlich Iliosakralgelenk anhand einer 5-Punkte-Skala beurteilt. Zusammenfassend war das DRCT-Protokoll 3 (Röhrenstrom-Zeit-Produkt: 40 mAs; Röhrenspannung: 120 kV) kombiniert mit iterativer Rekonstruktion das Untersuchungsprotokoll, welches mit 0,8 mSv die größte Dosisreduktion um 60% verglichen mit dem SDCT-Protokoll unter Gewähr-leistung einer zuverlässigen Diagnostik ermöglichte. Dieses DRCT-Protokoll ist geeignet, das Risiko stochastischer Strahlenschäden für den Patienten effektiv zu reduzieren.
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Dr. med. Franca Kobus
Bestimmung der PD-L1-Expression auf CTCs von NSCLC-Patienten und Korrelation mit dem Therapieansprechen auf PD-(L)1-Inhibitoren
Zellen von Nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen (NSCLC) können als zirkulierende Tumorzellen (CTCs) im Blut nachgewiesen werden. Damit ist es grundsätzlich möglich, Fragen zum Therapieansprechen und zur Resistenzentwicklung bei NSCLC-Patienten unter Immuntherapie mit PD-(L1)-Inhibitoren zu beantworten. Ein zentrales Problem hierbei jedoch sind die niedrigen CTC-Detektionsraten. Aktuell gilt das EpCAM-basierte CellSearch®-System als Goldstandard. Unser Ziel war ein Vergleich des Oberflächenmarker-unabhängigen ParsortixTM-System mit dem CellSearch-System. In unseren 97 NSCLC-Proben zeigte sich eine signifikant höhere Detektionsrate (61 %) bei Verwendung des Parsortix-Systems (CellSearch-System: 32%). Zusätzlich evaluierten wir die PD-L1-Expression der CTCs. Es zeigte sich eine deutliche Heterogenität der PD-L1-Expression sowohl innerhalb als auch zwischen den Patienten. Es zeigte sich zum Zeitpunkt der Erstdiagnose keine Korrelation der Expression von PD-L1-positiven CTCs mit dem Anteil immunhistochemisch bestimmter positiver Zellen in den Biopsien. Darüber hinaus deuten unsere Daten daraufhin, dass eine Zunahme der PD-L1-positiven-CTCs unter Anti-PD-(L1)-Therapie ein vielversprechender Indikator für eine Resistenzentwicklung gegen PD-(L1)-Inhibitoren sein könnte.
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PhD Junling Liu
Analysis of the retinal phenotype and comparative evaluation of the efficacy of two enzyme replacement strategies for the treatment of the retinal dystrophy in a mouse model of CLN10 disease.
Eine Erblindung aufgrund einer fortschreitenden Netzhautdegeneration gehört zu den typischen Symptomen der Neuronalen Ceroid-Lipofuszinose (NCL), einer Gruppe neurodegenerativer lysosomaler Speicherkrankheiten vornehmlich des Kindesalters. Die CLN10-Krankheit (kongenitale NCL) wird durch Dysfunktionen des lysosomalen Enzyms Cathepsin D (CTSD) verursacht. In dieser Arbeit wurde bei CTSD-defizienten Mäusen (Ctsd knockout) massive Degeneration verschiedener retinaler Zelltypen nachgewiesen. Um eine Therapiemöglichkei für diese Dystrophie zu etablieren, wurde die Wirksamkeit von zwei Enzymsubstitutionsstrategien verglichen. Die Konzentrationen von enzymatisch aktivem CTSD in mutierten Netzhäuten waren nach einer gentherapeutischen Behandlung (intravitrealen Injektionen eines für CTSD kodierenden Adeno-assoziierten Virus-Vektors) signifikant höher als nach einer zellbasierten Therapie mit CTSD-überexprimierenden neuralen Stammzellen. Die Gentherapie stellte die gestörte Autophagie und lysosomale Dysfunktion wirksamer wieder her als der zellbasierte Ansatz. Während die zellbasierte Behandlung die Netzhautdegeneration nicht verhinderte, konnte mit dem gentherapeutischen Therapieansatz die Degeneration von Photorezeptorzellen und Bipolarzellen deutlich verzögert werden. Diese Experimente deuten auf eine möglich Behandlung von CLN10 mittels Gentherapie hin.
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Dr. med. Felix L. Nägele
Veränderungen der zerebralen weißen Substanz im Rahmen der Entstehung und Pharmakotherapie von Psychosen: eine Untersuchung mittels Free Water Imaging
Zelluläre und extrazelluläre Pathologien der cerebralen weißen Substanz spiegeln sich in diffusionsgewichteten MRT Techniken (dMRT) wider, u.a. im Free Water Imaging (FW) und in der fraktionellen Anisotropie des Gewebes (FAT). Diese Arbeit untersucht, 1.) ob bei Patient:innen (n=30; Kontrollen n=27) mit der Konversion vom klinischen Hochrisikostadium (CHR) zu einer manifesten Psychose (n=8) charakteristische ("Biomarker") dMRT Änderungen auftreten und 2.) ob Fischöl (FO), eine Quelle mehrfach ungesättigter omega-3 Fettsäuren, bei psychotischen Patient:innen (n=37) diese "Biomarker" beeinflussen kann. Die Ergebnisse der CHR-Studie legen nahe, dass eine reduzierte FAT bzw. erhöhte FW Werte mit einer stärkeren Positivsymptomatik (Test: Positive and Negative Syndrome Scale) sowie einem erhöhten Konversionsrisiko unter CHR-Individuen einhergehen. Die FO-Studie stützt die Hypothese, dass bestimmte Fettsäuren mit Aberrationen der weißen Substanz psychotischer Patient:innen assoziiert sind. Zusammengenommen verdeutlichen die Ergebnisse, dass Free Water Imaging-Biomarker nützliche Indikatoren für Veränderungen der weißen Substanz im Rahmen der Entstehung und Therapie von Psychosen sind.
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PhD Rebecca Philipp
Cancer patients' relationship experiences and their modification in existential therapy: Impact on psychological adaptation at the end of life
Forschungsergebnisse zeigen einen positiven Einfluss einzelner adaptiver Prozesse wie Akzeptanz des Todes oder die Wahrnehmung zwischenmenschliche Beziehungen auf den Umgang mit existenziellen Belastungen (u.a. Angst vor Tod, Einsamkeit, Leiden) , die Patient:innen mit einer Krebserkrankung erleiden. Die Bedeutung von Beziehungserfahrungen, unterstützend oder belastend, insbesondere für Patient:innen, die mit Einsamkeitsgefühlen und psychischen Symptomen auf diese Belastungen reagieren, wurde nicht systematisch erforscht. Diese Dissertation untersuchte den Einfluss von Beziehungserfahrungen auf die psychische Anpassung unter Berücksichtigung des Beitrags von Bindungsvermeidung. Zu diesem Zweck wurden Daten (Selbsteinschätzungsfragebogen) von 513 früh und fortgeschritten erkrankten Patient:innen mithilfe von quantitativen (Regressionsmodelle, gemischte Modelle, mediatisiertes Pfadmodell) und qualitativen Methoden (Explikationstechnik der qualitativen Inhaltsanalyse) ausgewertet. Für die klinische Praxis zeigte sich, dass Bindungs- und Beziehungsprobleme die psychische Verarbeitung einer Krebserkrankung beeinträchtigen. Im Gegensatz zu kaum veränderbaren Bindungsmustern, können aktuelle Beziehungserfahrungen in psychotherapeutischen Behandlungen thematisiert werden. Die Förderung zwischenmenschlicher Bezogenheit kann helfen, schmerzhafte Gefühle auszudrücken und krebsbedingte Verlusterfahrungen zu verarbeiten.
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Dr. rer. nat. Jastyn Anne Pöpplau
Maturation of prefrontal circuitry in relationship to behavioral abilities
Prä- und postnatale Störungen der Entwicklung und Funktion von Neuronenverbänden im präfrontalen Kortex (PFC) sind mit kognitiven Beeinträchtigungen und psychiatrischen Erkrankungen assoziiert. In dieser Arbeit wurden in Mäusen (Lebensalter neonatal bis adult) mittels gezielt (Pyramidenzellen im PFC, Schicht 2/3) implantierter Optoelektroden (Lichtleiter mit extrazellulären Ableitelektroden) und Vektor-eingeführten lichtempfindlichen Ionenkanälen (Channelrhodopsin-2) die Hirnaktivität sowie morphologische Parameter (u.a. Dendritenverzweigung, Dichte der "spines") untersucht. Zur Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten der Mäuse wurden Tests zur Objekt-Erkennung (Neu- und Wiedererkennung) und des Arbeitsgedächtnisses verwendet. Da Anästhetika (Isofluran, Urethan) die abgeleiteten Potentiale beeinflussen, wurden die Untersuchungen an wachen Tieren durchgeführt. Im PFC bildet sich die erwartete Gamma-Aktivität (30-80 Hz) innerhalb von 4 Wochen postnatal voll aus. Wird diese Entwicklung durch künstliche transkranielle Lichtstimulation von Schicht 2/3 im PFC gestört, entsteht die normale Gamma-Aktivität nicht. Diese gestörten Muster früher Gehirnaktivität sind verbunden mit kognitiven Dysfunktionen. Diese Ergebnisse helfen dabei, die Ursache von neuropsychiatrischen Erkrankungen zu entschlüsseln.
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Dr. med. Juliane Reusch
Die diagnostische Treffsicherheit im Sinne der Number Needed to Treat beim Malignen Melanom der Haut
Das maligne Melanom ist für die überwiegende Anzahl der Sterbefälle an Hauttumoren verantwortlich. Seine frühe Erkennung ist für die bestmögliche Behandlung wichtig. Die "Number Needed to Treat" (NNT), d.h. das Verhältnis von Melanomverdachtsfällen zu histologisch gesichertem Tumor, ist ein geeignetes Instrument, um Unterschiede in der Versorgungsqualität des malignen Melanoms objektiv vergleichbar zu machen. Kleinere Werte sprechen für eine höhere Versorgungsqualität. Anhand einer systematischen Literaturrecherche konnte eine große Heterogenität (Behandlerqualifikation, NNT Definition) in Bezug auf die NNT aufgezeigt werden (globaler geschätzter Mittelwert 15, Bereich 2 bis 30). Ein Vorschlag für eine allgemeingültige und vergleichbare Berechnungsgrundlage der NNT wurde erstellt und auf einen retrospektiv erhobenen Datensatz von knapp 9.000 Einsendungen eines deutschen dermatohistopathologischen Einsendelabors angewendet. Für Dermatologen aus Deutschland zeigte sich hier im internationalen Vergleich mit einer NNT von 5,8 eine treffgenaue Ansprechrate. Es besteh, jedoch Bedarf für weitere Forschung anhand eines prospektiven Studiendesigns.
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PhD Silvia Rodriguez-Rozada
New ways of controlling neurons with light: optogenetic tools designed for multimodal neuronal manipulations
Optogenetische Methoden, d.h. die genetische Manipulation von Zellen zur Reaktion auf Licht, erlauben die gezielte ex vivo und in vivo Beeinflussung der Funktion definierter Gruppen von Neuronen. Diese Arbeit zielt auf Entwicklung und Charakterisierung optogenetischer Werkzeuge mit neuen biophysikalischen Eigenschaften, mit Anwendungen in isolierten Hippocampus-Schnitten, Drosophila-Larven und Mäusen. Hierzu wurden Varianten anionenleitender, inhibierender Kanalrhodopsine (ACR) entwickelt. Während die ACRs PhobosCA und AuroraCA den Wellenlängenbereich zur optogenetischen Hemmung erweitern, ist Aion eine zeitlich optimierte Variante, die eine zuverlässige Inhibition von Neuronen über viele Stunden hinweg erlaubt. Zusätzlich wurde gezeigt, dass BiPOLES - ein Fusionsprotein aus einem blaulichtempfindlichen inhibierenden (GtACR2) und einem rotlichtempfindlichen aktivierenden Kanalrhodopsin (Chrimson) - je nach Lichtfarbe das gleiche Neuron hemmen oder aktivieren kann. Daneben ermöglicht BiPOLES die präzise optische Kontrolle des neuronalen Membranpotentials und die exklusive zweifarbige Aktivierung zweier unterschiedlicher neuronaler Populationen. Diese neuartigen optogenetische Werkzeuge erlauben neuronale Manipulationen, die mit den bisher existierenden Werkzeugen nicht erreichbar waren.
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Dr. med. Kevin Roedl
Prolongierter Intensivstationsaufenthalt bei kritisch kranken Patient:innen mit Leberzirrhose: Risikofaktoren, Prognose und Outcome
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit kritisch kranken Patient:innen mit Leberzirrhose und der Frage, ob in diesem höchst vulnerablen Patient:innenkollektiv eine prolongierte intensivmedizinische Therapie gerechtfertigt ist. Dies wird in der aktuellen Literatur kontrovers diskutiert. Aus einer Gruppe (n=1041) kritisch kranker Patient:innen mit Leberzirrhose wurden Patient:innen mit einem prolongierten Intensivstationsaufenthalt (>7 Tage, n = 335) mit Patientinnen mit kurzem Aufenthalt, (<7 Tage, n=706) verglichen, Es konnte gezeigt werden, dass der SAPS II-Score bei Aufnahme sowie spezielle intensivmedizinische Maßnahmen (Vasopressorentherapie, mechanische Beatmung, Dialyse) und Komplikationen (Blutung, Antibiotikatherapie) als Risikofaktoren für den prolongierten Aufenthalt dienen. Bei prolongiertem Intensivstationsaufenthalt zeigte sich im Vergleich zum nichtprolongierten Aufenthalt, eine 28-/90-Tages-Mortalität oder Lebertransplantation von 48 % vs. 35 % und 62 % vs. 42 % (p < 0,001) im Vergleich zum Aufenthalt < 7 Tage. Aus der vorliegenden Arbeit kann erstmals geschlussfolgert werden, dass eine intensivmedizinische Behandlung zu einer verbesserten Überlebensrate führt und aus damit gerechtfertigt erscheint.
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Dr. med. Philipp Seeger
Einfluss antiseptischer Imprägnierung von Stentgrafts auf bakterielle Kontamination
Die antimikrobielle Imprägnierung von Gefäßprothesen (Stentcrafts) könnte schwer therapierbare Infektionen verhindern, beispielsweise bei mykotischem Aneurysmen. In einer In-Vitro-Studie wurde die antibakterielle Wirksamkeit von Rifampicin und kolloidalem Silber als Stentgraft-Imprägnierung gegen vier häufige Erreger (S. epidermidis, multiresistenter S. aureus, E. coli, P. aeruginosa) der Protheseninfektion untersucht. Die Imprägnierung erfolgte durch Spülung der Stentgrafts, anschließend wurde das Graftmaterial mit den Bakteriensuspensionen inkubiert. Adhärente Bakterien wurden mittels Ultraschall gelöst. Die Auswertung erfolgte durch das Auszählen von Bakterienkolonien auf Agar-Nährboden. Rifampicin (12 mg/ml) zeigte gegenüber allen Bakterien einen signifikanten bakteriostatischen Effekt, Silber ("Silgen Ag", 30 ppm Ag+) gegenüber E. coli. Diese Ergebnisse bestätigen den Einsatz Rifampicins im klinischen Alltag. Beachtenswert ist der bisher nicht beschriebene Effekt des Rifampicins gegenüber gramnegativen Erregern. Die signifikant bakteriostatische Wirkung des Silben bei E. coli deutet auf eine höhere Empfindlichkeit von Bakterien ohne Zellwand gegenüber Silber hin Diese Ergebnisse bieten einen Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen mit modifizierten Protheseneigenschaften.
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Dr. med. Dr. med. dent. Claudius Steffen
Biomechanische Analyse von patientenspezifischen glasfaserverstärkten Kunststoffplatten im Vergleich zu Titanplatten bei Unterkieferrekonstruktionen
Die Unterkieferrekonstruktion erfolgt in der Regel mit Osteosyntheseplatten aus Titan, zu denen Materialalternativen gesucht werden. Glasfaserplatten (GFRC) bieten durch die Strahlendurchlässigkeit und zugefügte bioaktive Glaspartikel Vorteile gegenüber Titanplatten. Die mechanische Integrität von GFRC sollte durch diese Arbeit analysiert werden. Es wurden Titanplatten und zwei unterschiedlich dicke, patienten-spezifische GFRC auf mechanische Festigkeit und Segmentspaltbewegungen in einem Unterkieferrekonstruktionsmodell untersucht. Jede Gruppe (Titan, GFRC1, GFRC2) umfasste sechs Polyurethankiefer mit zweisegmentigen Knochendefekten, welche anhand von GFRC- oder Titanplatten fixiert wurden. Eine servohydraulische Testmaschine belastete zunehmend (+ 0.15 N/Zyklus) die Verbindungsstelle mit einer Rate von 1 Hz im Bereich des linken Prämolaren. Hierbei wurden die Steifigkeit und die Segmentspaltbewegung gemessen. Alle drei getesteten Osteosynthesesysteme zeigten eine zuverlässige mechanische Integrität, wobei die Titanplatten die höchste Festigkeit aufwiesen. Zunehmende Dicke der Glasfaserplatten steigerten deren mechanische Integrität und verminderte die Segmentspaltbewegung. Es konnte erstmalig gezeigt werden, dass Glasfaserplatten eine mögliche Alternative zu Titanplatten darstellen.
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PhD Jirí Wald
Auswirkungen von Perfluorbutylpentan (F4H5) auf corneale Endothelzellen im porcinen Hornhautmodell
Bei der Therapie (z.B. durch Pars-Plana-Vitrektomie) von Netzhautablösungen, mit etwa 11/100000 eine häufige Erkrankung, werden Silikonöle zur Glaskörpertamponade eingesetzt, die auch emulsifizieren können. Diese Ölprodukte, wie etwa das "sticky silicone oil", können, durch unvermeidliche Reste nach ihrer mechanischen Entfernung, den intraokularen Druck beeinflussen, ein sekundäres Glaukom hervorrufen und das Korneaepithel schädigen. Eine physikalische Entfernung der Ölprodukte erscheint durch den Einsatz der amphiphilen Flüssigkeit Perfluorbutylpentan (F4H5) möglich, in der sich die Öle lösen. Es ist jedoch unbekannt, ob F4H5 zellschädlich ist. Ziel dieser Arbeit war daher die Untersuchung der Auswirkungen von F4H5 auf korneale Endothelzellen in einem porcinen Hornhautmodell („split corneal buttons“). Als Maß der Schädigungen wurden die Endozelldichte und morphologische Veränderungen (Reformationsfiguren, Rosettenformationen, Alizarin-rote Areale) quantifiziert. Die Ergebnisse gaben keine Hinweise auf negative Effekte nach einer Inkubation für 15 und 30 min und die in der Praxis übliche kurzzeitige Verwendung von F4H5 schädigt das Hornhautendothel nicht.
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Dr. rer. nat. Yu Zhao
Computational characterization of T cells in inflammatory diseases
T-Zellen spielen eine entscheidende Rolle bei der adaptiven Immunität. Die jüngsten Entwicklungen in der Einzelzell-RNA-Sequenzierung (scRNA-seq) und deren computergestützte Analyse ermöglichen die Charakterisierung komplexer Zelttypen aus verschiedenen Geweben. Die Kombination von scRNA-seq mit der Messung von Zelloberflächenproteinen und TCR-Sequenzierung ermöglicht Einblicke in die Identität, Klonalität und Funktionen von T-Zellen. Das Verständnis der Rolle von T-Zell-Subtypen, insbesondere gewebsresidente T-Gedächtniszellen ("tissue-resident memory T cells", TRMs), in verschiedenen Organen und bei entzündlichen Erkrankungen ist unzureichend. In dieser Arbeit wurden T-Zell-Subtypen charakterisier und ihre Funktionen in verschiedenen Organen (Niere, Leber, Lunge) und bei Krankheiten mit Hilfe von Einzelzellsequenzierung und computergestützter Analyse interpretiert. Die computergestützte Analyse befasste sich mit wichtigen Aspekten der pathogenen Rolle von TRMs bei Autoimmunerkrankungen der Niere, chronischer Leberentzündung und der aktuellen COVID-19-Pandemie. Die Ergebnisse deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen bakteriellen/viralen Infektionen und immun-vermittelten Entzündungsreaktionen hin. Darüber hinaus weisen die Erkenntnisse auf neue Wege für therapeutische Interventionen bei Entzündungskrankheiten hin.
Promotionspreisverleihung 2021
Der Freundes- und Förderkreis des UKE hat zum 23. Mal Promotionspreise für exzellente Doktorarbeiten verliehen. Über 20 Dissertationen, ausgezeichnet mit magna oder summa cum laude, wurden 2021 eingereicht. 12 Preisträgerinnen und Preisträger wurden durch das jeweilige Kuratorium ausgewählt.
Der FFK bedauert sehr, dass die Preisverleihung auch in diesem Jahr nicht wie früher als akademische Feier im Erika-Haus stattfinden konnte. „Wir möchten den Nachwuchs mit den Promotionspreisen zu weiterer wissenschaftlicher Arbeit motivieren“, betont Prof. Dr. Martin Carstensen, Vorsitzender des Freundes- und Förderkreises und hofft sehr, dass im nächsten Dezember wieder eine Präsenzveranstaltung möglich sein werde.
Der FFK dankt ganz herzlich allen Stifterinnen und Stiftern, die diese Auszeichnung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern ermöglichen!
Preisträgerinnen und Preisträger:
Dr. med. Espen E. Groth, Dr. med. Konrad Volker Haustein, Dr. rer. biol. hum. Anne Kaman, Dr. med. Ramin Madanchi, Dr. med. Marvin Petersen, Dr. med. Haissam Ragab, Dr. med. Ricarda Rosprim, Dr. rer. biol. hum. Steven Schepanski, Dr. med. Constantin Schmidt, Dr. med. Kerstin Schütze, Dr. med. Dong Wang, Dr. med. Daniel Alexander Wenzel
Dissertationen der Promotionspreisträgerinnen und -träger 2021
Hier finden Sie die Themen und Zusammenfassungen der Dissertationen, die im Jahr 2021 mit dem Promotionspreis des Freundes- und Förderkreises des UKE e.V. ausgezeichnet wurden. Mitgliedern stellen wir bei Interesse gerne die vollständige Arbeit zur Verfügung – sprechen Sie uns an !
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Dr. med. Espen Elias Groth
Exploration of the sputum methylome and omics deconvolution by quadratic programming in molecular profiling of asthma and COPD: the road to sputum omics 2.0
Chronisch-entzündliche Lungenerkrankungen wie Asthma und COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) sind häufig. Die in Sputumproben beobachteten Zelltypen wie Neutrophile, Eosinophile, Alveolarmacrophagen etc. sind leicht gewinn- und lagerbar (Biobank) und lassen sich einer Transkriptom-(Hochdurchsatzanalyse, RNA-Seq) und Methylom-Analyse unterziehen (Asthmatikern (n = 9), Patienten mit COPD (n = 10), gesunde Kontrollen (n = 10)). Die dabei auftretenden Probleme der lagerungsbedingten RNA-Degradierung und der Zuordnung der beobachteten Transkriptom/Methylom-Differenzen zu den einzelnen Zelltypen werden bearbeitet. Mittels ausgefeilter statistischer Verfahren wurde gezeigt, dass unter Verwendung der "RNA integrity number" ein Ausschluss kompromittierter RNA-Anteile möglich ist. Unter der Annahme, dass die molekularen Veränderungsprofile eines Zelltyps innerhalb einer der drei Versuchsgruppen identisch sind, konnten spezifische Differenzen einem Zelltyp zugeordnet werden (modifizierte multiple lineare Regression). In Makrophagen zeigten sich beispielsweise die Gene IL23A (Interleukin-23-Alpha) und CCL24 (Chemokin-C-C-Motiv-Ligand-24) innerhalb von bei Asthma differenziell methylierten Regionen liegend. Die hier beschriebenen Methoden tragen dazu bei, regulative Veränderungen auf zellulärer Ebene in gemischtzelligen Proben zu erfassen.
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Dr. med. Konrad Volker Haustein
Stand der perkutanen endovaskulären Therapie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit in Deutschland – Ergebnisse aus 74 teilnehmenden Gefäßzentren
An einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) leiden circa 3 - 10% der deutschen Allgemeinbevölkerung, mit steigender Tendenz von Hospitalisierungen. Die mittleren Behandlungskosten lagen 2016 bei ca. 6000.-Euro/Fall. Zur Behandlung der PAVK stehen vielfältige konservative (u.a. Medikamente, strukturiertes Gehtraining) und invasive Behandlungsmethoden (endovaskuläre bzw. chirurgische Therapie) zur Verfügung mit jedoch unzureichenden allgemeingültigen Therapieempfehlungen. Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über die perkutane infrainguinale endovaskulare Behandlung der PAVK in Deutschland zu geben. Die PSI-Registerstudie (Perkutan Stent Infrainguinal) erfasst 74 Behandlungseinrichtungen mit 2798 innerhalb von 3 Monaten konsekutiv erfassten Patienten. Es zeigte sich u. a, dass bei einem erheblichen Teil der Patienten Leitlinienempfehlungen nicht umgesetzt wurden und dass beispielsweise bei Claudicatio intermittens häufig invasiv vorgegangen wurde, obwohl das strukturierte Gehtraining bessere Ergebnisse erzielt. Die in dieser Arbeit vorgestellten Untersuchungsergebnisse geben einen Einblick in den Stand der infrainguinalen perkutanen endovaskularen Therapie in Deutschland bei zugrunde liegender Claudicatio intermittens oder kritischer Extremitatenischämie.
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Dr. rer. biol. hum. Anne Kaman
Mental health and behavioural problems in children and adolescents in Germany
Etwa 18% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind psychisch auffällig. Deren Probleme wirken häufig bis in das Erwachsenenalter hinein und stellen insbesondere angesichts der COVID-19-Pandemie gesundheitliche Herausforderungen dar. Diese Arbeit will das Wissen über die Epidemiologie psychischer Auffälligkeiten erweitern, um die Angebote zur Gesundheitsförderung und Prävention zu erweitern. Daten verschiedener Studien (HBSC, BELLA, ADOPT, COPSY) zur psychischen Gesundheit, zu psychischen Auffälligkeiten, Risiken und Ressourcen wurden anhand standardisierter Instrumente erfasst, wobei die PROMIS Anger Scale und der DADYS-Screen sich als valide erwiesen. Diese Daten wurden mittels deskriptiver Analysen, bivariater Vergleiche, multipler Regressionen sowie individueller und latenter Wachstumsmodelle untersucht. Es zeigte sich, dass Jungen im Vergleich zu Mädchen psychisch gesünder sind und dass psychische Auffälligkeiten in der Kindheit mit Beeinträchtigungen im Erwachsenenalter einhergehen. Elterliche Psychopathologien wurden als Risikofaktore identifiziert, Familienklima und soziale Unterstützung sind jedoch wichtige Ressourcen. Die COVID- 19-Pandemie ging mit einer geminderten Lebensqualität und einem erhöhten Risiko für psychische Auffälligkeiten einher.
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Dr. med. Ramin Madanchi
Effektivität und Wirkweise der marinen Substanz Frondoside A in humanen Urothelkarzinomzelllinien
Im Jahr 2016 traten über 15000 neue Harnblasenkarzinome, in ca. 95% Urothelkarzinome, in Deutschland auf. Eine systemische Chemo- (Cisplatin, Gemcitabin) oder Immuntherapie (u.a. Pembrolizumab) ist oft nur eingeschränkt wirksam. In dieser Arbeit wurden die anti-kanzerogene Wirkung und die Wirkweise von Frondoside A (FrA), einem Triterpen-Glycosid aus Seegurken, unter Verwendung von sechs humanen urothelialen Zellkulturen, vor allem RT 112, untersucht. Die zytotoxische Wirkung von FrA (EC50 0.55 bis 2.33 uM) war deutlich höher als die von Cisplatin. Die durch FrA induzierte Apoptose war assoziiert mit einer Erhöhung von Pro-Apoptose-Faktoren (u.a. Caspase-3, -8, and -9, PARP, Bax, p21), die Hemmung der Caspase-Aktivität (z-VAD verhinderte die Wirkung von FrA jedoch nicht. Dies gilt auch für p53, dessen Ausprägung je nach Zelltyp variierte oder durch Gen-Silencing bzw. Pifithrin-α Vorbehandlung beeinflusst wurde. FrA hemmte außerdem die für Krebszellen-Resistenz wichtige Autophagie. FrA ist ein Wirkstoff, welcher unabhängig von Caspase- und p53- Aktivität Apoptose induzieren kann, und damit von klinischem Interesse.
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Dr. med. Marvin Petersen
Netzwerktopologische Aspekte der cerebralen Mikroangiopathie
Die zerebrale Mikroangiopathie (CSVD) ist eine überwiegend atherosklerotische Veränderung kleiner Gehirngefäße, die mit einem erhöhten Risiko u.a. für kognitive Beeinträchtigungen, Schlaganfall und Demenz einhergeht, der pathophysiologische Mechanismus ist jedoch unklar. Es ist bekannt, dass die MRT Parameter "peak-width of skeletonised mean diffusivity" (PSMD) und die "white matter hyperintensity" (WMH-Last) mit CSVD assoziiert sind, beide können näherungsweise der Quantifizierung einer CVSD dienen. Diese Arbeit prüft, ob Veränderungen der weißen Substanz, der "Verdrahtung" ("Konnektom") der Hirnareale, im Zusammenhang mit CSVD stehen. Hierzu wurden 930 Probanden aus der Hamburg-City-Studie mittels komplexer, diffusionsgewichteter MRT-Verfahren, der "Traktographie", untersucht. Diese liefert "Konnektivitätswerte" von "Knoten" (Hirnarealen) und "Kanten" (Faserbündel), die Aussagen über Veränderungen der globalen Netzwerktopologie erlauben. Es zeigte sich, dass vor allem bei subcortikalen, frontalen sowie interhemisphärischen und langen intrahemisphärischen Faserpopulationen eine verminderte Konnektivität mit erhöhter CSVD-Last einhergeht. Dies spricht für eine relevante Beeinträchtigung des menschlichen Hirnnetzwerks bereits in subklinischen Stadien der CSVD.
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Dr. med. Haissam Ragab
Perioperativer Verlauf der dynamischen cerebralen Autoregulation während Roboter-assistierter und offen retropubischer radikaler Prostatektomie
Das Lebens-Risiko für Prostatakrebs liegt in den westlichen Industriestaaten bei ca. 40 %. Die radikale Prostatektomie gilt als Therapie der Wahl in der kurativen Behandlung des lokal begrenzten Prostatakarzinoms bei Patienten mit einer Lebenserwartung von über 10 Jahren. Neben den konventionellen operativen Verfahren (RRP) kommen seit einigen Jahren zunehmend laparoskopische, Roboter-assistierte Verfahren (RARP) zum Einsatz, mit u.a.weniger postoperative Schmerzen, niedrigerem Blutverlust und kürzerer Verweildauer im Krankenhaus. Beim RARP wird der Patient in 30°- bis 45°-Kopftieflage (Trendelenburglage) und unter Einsatz eines Kapnoperitoneums durch Insufflation von CO2 operiert, was möglicherweise zu einer Störung der cerebralen Autoregulation (CA) führt. In dieser Studie wurde bei RARP- (n=102) oder RRP- (n=81) Operationen der dimensionslose Autoregulationsindex COx ermittelt. Dieser war nicht signifikant unterschiedlich zwischen RRP und RARP, die CA war jedoch mit zunehmendem Patientalter und starkem Blutdruckabfall während der Op eingeschränkt. Ältere Patienten sowie Patienten mit einem höheren Ausgangsblutdruck könnten von einem konsequenten Monitoring der CA profitieren.
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Dr. med. Ricarda Rosprim
Reduced mannosidase MAN1A1 expression leads to aberrant N-glycosylation and impaired survival in breast cancer
In Deutschland erkranken jährlich etwa 70000 Frauen und ca. 700 Männer an Brustkrebs, eine bei Metastasierung (lokale Lymphknoten, Skelett, Lunge, Leber, Gehirn) unheilbare Erkrankung. An den verschiedenen Schritten der Metastasierungskaskade sind membranständige Glykoproteine beteiligt, deren Struktur auch von Glykolisierungsenzymen mit bestimmt wird. Hierzu zählt die Mannosidase MAN1A1 ("Mannose-Trimming"), die bei hoher Expression mit einem längeren rezidiv-freien Überleben und Gesamtüberleben assoziiert ist. In dieser Arbeit wird unter Verwendung von Tumorzelllinien (MDA MB 231 und T47D) analysiert, ob eine verminderte MAN1A1 Funktion mit einem aggressiveren Tumorphänotyp einhergeht, wobei MAN1A1 enzymatisch (Kifunensin) und per Knock-Down (shRNA) gehemmt wurde. Unter Kifunensin-Behandlung kam es, nachgewiesen durch Western-Blot-Analyse, zu einer verstärkten Adhäsion an Endothelzellen (HPMEC) sowie einem Massenshift wichtiger N-glykosylierter Adhäsionsmoleküle (ALCAM, ICAM-1 und BCAM) . Dies deutet auf einen höheren Anteil an High-Mannose-Glykanen hin und könnte das veränderte Adhäsionsverhalten der Zellen erklären. Die in vitro Daten bestätigen die Tumorsuppressorfunktion der MAN1A1.
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Dr. rer. biol. hum. Steven Schepanski
The role of maternal microchimerism and prenatal stress for perinatal brain development and cognition
Psychische Auffälligkeiten wie ADHD oder ASD haben bei Jugendlichen eine Prävalenz von 10-20%. Diese Veränderungen können durch Störungen der intrauterinen Entwicklung des Feten ("Fetale Programmierung") mitverursacht sein. Bekannte Einflussgrößen sind Stresshormone, Zytokine und epigenetische Faktoren, der mütterliche Mikrochimärismus (MMc), d.h. die persistierende Anwesenheit mütterlicher Zellen im fetalen bzw. neonatalen Gewebe, wurde in diesem Zusammenhang bisher nicht untersucht. Unter Verwendung immundefekter Mäuse (Rag2-/-, IL-2rg-/-) wurden bei ihren Nachkommen (intrauterin: E18,5; postpartal: P8) zwei Gruppen (MMclow, MMcpos) mit unterschiedlicher quantitativer Ausprägung von MMc (Nachweis durch Fluss-Zytometrie: CD45.2+/CD45.1neg und H-2b/b/H-2d/dneg) in Hirnzellen beobachtet. Diese MMc erwerben überwiegend einen Mikroglia-Phänotyp, es sind aber auch B und T Zellen vorhanden. Bei MMclow wurden vermehrt synaptische Vesikel abgebaut mit einer Verschlechterung oszillatorischer Aktivität (4-100Hz: präfrontaler Cortex, Hippocampus)) und der Ultraschall-Kommunikation der Jungtiere. Die MMc-Häufigkeit wird bei maternem Stress erhöht; postnatal zu Makrophagen im ZNS differenziert spielen sie eine zentrale Rolle in der Gestaltung der neuronalen Verbindung und damit zerebraler Funktionen.
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Dr. med. Constantin Schmidt
Entwicklung eines Risikoscores für Osteoporose bei Patienten mit Autoimmunhepatitis
Nahezu 50% der an Autoimmunhepatitis (AIH) Erkrankten älter als 50 Jahre weisen eine Osteoporose auf, die erfolgreich behandelt werden kann. Das Ziel dieser Arbeit war es, den Einfluss von AIH auf den Knochenstoffwechsel zu untersuchen und Angaben zur Prävalenz der Osteoporose zu machen. Weiterhin sollten spezifische Risikofaktoren identifiziert werden, um einen klinischen Risikoscore zu erstellen, der frühzeitig die Patienten mit erhöhtem Osteoporoserisiko erkennt. Den zentralen Bestandteil dieser Arbeit bildet eine retrospektive Querschnittsstudie von 211 Patienten mit AIH, davon 80% Frauen. U.a. wurden Knochendichtemessungen (DXA: Femurhals, lumbale Wirbelsäule) und Messungen des Bindegwebsanteil der Leber (Fibroscan: transiente Elastographie, TE) durchgeführt. 15,6 % der Patienten litten unter einer Osteoporose bzw. 42,9 % unter einer Osteopenie. Ein Alter über 54 Jahren, die Dauer einer Glukokortikoidtherapie über 90 Monaten, ein BMI von unter 23 kg/m2 und TE-Werte über 8 kPA sind unabhängige Risikofaktoren mit einem prädiktiven Wert von 0,811 für einen Knochenmasseverlust.
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Dr. med. Kerstin Schütze
Humanisierte Schwerekettenantikörper für die Markierung und Tötung CD38-exprimierender Tumorzellen
CD38 ist ein Zelloberflächen-Enzym, das oft von hämatologischen Neoplasien (Multiples Myelom, Burkitt Lymphom) überexprimiert wird. Wir haben Nanobodies (Schwere-Ketten-Antikörper) aus immunisierten Lamas isoliert, die spezifisch an CD38 binden. In dieser Arbeit wurden diese Einzeldomänenantikörper an die hinge und Fc-Domänen von humanem IgG1 fusioniert, um humanisierte Schwerkettenantikörper (hcAb) zu erzeugen. Diese Antikörper wurden hinsichtlich ihrer Zytotoxizität (CDC) und Antikörper abhängigen zellulären Zytotoxizität (ADCC) gegenüber LP-1 Myelom und CA-46 Burkitt Lymphom Zelllinien untersucht. Die Kombination aus zwei unabhängig bindenden hcAb bewirkt eine starke CDC. Zur weiteren Optimierung wurden biparatopische Schwerekettenantikörper konstruiert, in denen zwei unabhängig bindende Nanobodies über einen Linker verbunden und mit der hinge, CH2 sowie CH3 Domäne von humanem IgG1 fusioniert wurden. Diese tetrameren biparatopischen hcAb sind in der Lage, Tumorzellen mittels CDC zu töten. Alle getesteten hcAb zeigen zudem eine hohe Kapazität, ADCC auszulösen. Somit bieten humanisierte Schwerekettenantikörper neue Optionen für die Therapie von CD38 überexprimierenden Neoplasien.
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Dr. med. Dong Wang
Developing new models, unveiling disease mechanisms and identifying novel therapeutic strategies for cardiovascular diseases
Vaskuloproliferative Erkrankungen (Arteriosklerose, myointimale Hyperplasie, pulmonale Hypertonie PAH) führen u.a. zu koronaren Herzerkrankungen, Myokardinfarkten und Schlaganfällen mit weltweit Millionen von Todesfällen. Auslöser sind häufig Verletzungen der Gefäßwand, u.U. nach therapeutischen Eingriffen (PTA, Endarterioektomie, Herztransplantation HTX, koronararterielle Bypass-Operation CABG), mit nachfolgend überschießenden Reparaturvorgängen (koronare Transplantatvaskulopathie CAV), die letztlich den Blutfluss beeinträchtigen können. In dieser Arbeit werden auf diese Krankheitsformen abgestimmte Kleintiermodelle entwickelt. CABG: Ratte; Einsatz eines Abschnittes der V. epigastr. inf. (Spender) in eine A. fem. (Empfänger). PTA: Maus; Aortendenudation d.h. Endothelverletzung. PAH: Ratte; Semaxanib-Monotherapie-Modell, T-Zell-defiziente Nackt-Ratten. CAV/HTX: Ratte; orthotope Aortentransplantation (Fischer-Ratte auf Lewis-Ratte), Anwendung von Thalidomid zur wirksamen Immunsuppression, um die Langzeit-Abstoßungsrate bei HTX zu senken. Als Ursache der Rejektion autologer induzierter pluripotenter Stammzellen (iPS) wurden Mutationen der mitochondrialen DNA der iPS erkannt, die Neoantigene produzieren. Es gelang erstmalig, hypoimmune humane iPS (HLA-I, -II neg, CD47 erhöht) herzustellen, die für ein Gewebeersatztherapie von großer Bedeutung sein können.
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Dr. med. Daniel Alexander Wenzel
Auswirkungen von Perfluorbutylpentan (F4H5) auf corneale Endothelzellen im porcinen Hornhautmodell
Bei der Therapie (z.B. durch Pars-Plana-Vitrektomie) von Netzhautablösungen, mit etwa 11/100000 eine häufige Erkrankung, werden Silikonöle zur Glaskörpertamponade eingesetzt, die auch emulsifizieren können. Diese Ölprodukte, wie etwa das "sticky silicone oil", können, durch unvermeidliche Reste nach ihrer mechanischen Entfernung, den intraokularen Druck beeinflussen, ein sekundäres Glaukom hervorrufen und das Korneaepithel schädigen. Eine physikalische Entfernung der Ölprodukte erscheint durch den Einsatz der amphiphilen Flüssigkeit Perfluorbutylpentan (F4H5) möglich, in der sich die Öle lösen. Es ist jedoch unbekannt, ob F4H5 zellschädlich ist. Ziel dieser Arbeit war daher die Untersuchung der Auswirkungen von F4H5 auf korneale Endothelzellen in einem porcinen Hornhautmodell („split corneal buttons“). Als Maß der Schädigungen wurden die Endozelldichte und morphologische Veränderungen (Reformationsfiguren, Rosettenformationen, Alizarin-rote Areale) quantifiziert. Die Ergebnisse gaben keine Hinweise auf negative Effekte nach einer Inkubation für 15 und 30 min und die in der Praxis übliche kurzzeitige Verwendung von F4H5 schädigt das Hornhautendothel nicht.
Promotionspreisverleihung 2020
Der Freundes- und Förderkreis des UKE hat zum 22. Mal Promotionspreise für exzellente Doktorarbeiten verliehen. 42 Dissertationen, ausgezeichnet mit magna oder summa cum laude, wurden 2020 eingereicht. 13 Preisträgerinnen und Preisträger wurden durch das jeweilige Kuratorium ausgewählt.
„Die Preise sind Auszeichnung und Motivation zugleich“, betont Prof. Dr. Martin Carstensen, Vorsitzender des Freundes- und Förderkreises. Der FFK dankt ganz herzlich allen Stifterinnen und Stiftern, die diese Auszeichnung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern ermöglichen und bedauert, dass die Preisverleihung aufgrund der Corona-Pandemie nicht wie gewohnt als akademische Feier im Erika-Haus stattfinden konnte. Aus diesem Grund gibt es leider auch kein Foto mit den Preisträger:innen des Jahres 2020.
Preisträgerinnen und Preisträger:
Dr. med. Maximilian M. Delsmann, Dr. med. Janna Heide, Dr. med. Svenja Christine Jendrian, Dr. rer. biol. hum. Julia Krause, Dr. rer. nat. Felix Meyer, Dr. rer. biol. hum. Ann-Katrin Meyrose, Dr. med. Isabel Molwitz, Dr. med. Alexandru Ion Ogica, Dr. med. Philipp C. Reese, Dr. med. Joseph Tintelnot, Dr. med. Philipp Holger von Kroge, Dr. med. Jonas Siddhartha Waizenegger, Dr. rer. biol. hum. Larissa Zwar
Promotionspreisverleihung 2019
Der Freundes- und Förderkreis des UKE hat zum 21. Mal Promotionspreise für exzellente Doktorarbeiten verliehen. 26 Dissertationen, ausgezeichnet mit magna oder summa cum laude, wurden 2019 eingereicht. 13 Preisträgerinnen und Preisträger wurden durch das jeweilige Kuratorium ausgewählt.
„Die Preise sind Auszeichnung und Motivation zugleich“, betonte Prof. Dr. Martin Carstensen, Vorsitzender des Freundes- und Förderkreises.. Der FFK dankt ganz herzlich allen Stifterinnen und Stiftern, die diese Auszeichnung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern ermöglichen. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung durch die Pianistin Adriana von Franqué.
Preisträgerinnen und Preisträger auf dem Bild:
vorne von links: Dr. rer. nat. Christiane Hartmann, Dr. med. Luise S. Ammer, Alexandra Tinnermann PhD, Dr. med. Karin-Ines Susanne Geier, Annette Aigner PhD, Dr. rer. biol. hum. Alexandra Hierweger, Dr. med. Mirjam Faissner
hinten von links: Dr. med. Vincent Enrique Ehrhardt, Dr. med. Marius Kemper, Dr. med. Lennart Beckmann, Dr. Nicole Kelle, Dr. med. Christian Wachs
Promotionspreisverleihung 2018
Der Freundes- und Förderkreis des UKE hat zum 20. Mal Promotionspreise für exzellente Doktorarbeiten verliehen. 40 Dissertationen, ausgezeichnet mit magna oder summa cum laude, waren 2018 eingereicht worden. 20 Preisträgerinnen und Preisträger wurden durch das jeweilige Kuratorium ausgewählt. 1999 war der Preis erstmals verliehen worden. Inzwischen sind es 19 Preise, die alle den Namen von Persönlichkeiten, die im UKE gelehrt und geforscht haben oder als Freunde und Förderer dem UKE verbunden waren und sind.
„Die Preise sind Auszeichnung und Motivation zugleich“, betonte Prof. Dr. Martin Carstensen, Vorsitzender des Freundes- und Förderkreises.. Der FFK dankt ganz herzlich allen Stifterinnen und Stiftern, die diese Auszeichnung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern ermöglichen. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung durch die Pianistin Adriana von Franqué.
Preisträgerinnen und Preisträger auf dem Bild:
vorne von links: Dr. med. dent. Laura-Katharina Pauli, Dr. med. Levi Matthies, Dr. rer. biol. hum. Laura Inhestern, Dr. med. Katharina Otte, Dr. rer. nat. Thomas Eden, Dr. rer. nat. Anna Marei Eichhoff, Dr. rer. nat. Hauke Heyo Stamm
hinten von links: Dr. med. Björn Michael Schulz, Dr. rer. nat. Ramona Meister, Dr. med. Anna Both, Dr. med. Moritz Simon Bastian Bihler, Dr. med. Beatrice Wichert, Dr. med. Fabian Hennes