„Jeder Alarm kann einen Notfall bedeuten“

Pflege auf der Intensivstation: eine besondere Herausforderung, nicht erst seit Corona.
Die Pflegefachpersonen benötigen umfassendes Fachwissen, ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit und ein hohes Maß an Stressresistenz. „Wir befinden uns stets im Spannungsfeld zwischen Leben und Tod“, sagt Stationsleitung Silvia Angelstein.

In der UKE-Klinik für Intensivmedizin mit insgesamt elf Stationen arbeiten 430 Intensivpflegende. Auf der 1H sind es 43 Frauen und Männer, die internistische, chirurgische oder psychiatrische Patient:innen mit lebensbedrohlichem Gesundheitszustand betreuen. Diese wechseln deutlich häufiger als auf einer Normalstation, „aber wir begleiten sie enger. Das ist das Schöne an unserem Beruf, kann aber belastend sein, etwa wenn wir einen Sterbeprozess begleiten“, betont Silvia Angelstein, die seit 13 Jahren im UKE arbeitet.

Die Verantwortung der Intensivpflegenden ist groß, Monitore müssen überwacht, Alarme gesetzt werden, um sofort reagieren zu können,wenn ein Messwert das erforderliche Maß über- oder unterschreitet. „Dauernd piept und klingelt es irgendwo. Wir stehen unter Daueranspannung, denn jeder Alarm kann einen Notfall bedeuten.“ Über die Messparameter hinaus benötigen Intensivpflegende einen geschärften Blick etwa auf Veränderungen der Gesichtsfarbe oder des Hautbildes der Patient:innen, die auf eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes hinweisen. „Man braucht viel Erfahrung, um die Zeichen richtig zu deuten“, so die Stationsleitung.

Um der körperlichen und seelischen Erschöpfung bei Intensivpflegenden entgegenzuwirken, wurden im UKE eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. Silvia Angelstein nennt als Beispiel die Peer-Beratung in psychischen Stresssituationen, die Einführung des verlässlichen telefonischen Angehörigengesprächs oder das „Dienstzeitenprojekt“ mit dem Ziel, durch flexiblere Einsatzplanung eine gute Work-Life-Balance herzustellen. Eines ihrer Ziele als Stationsleitung: „Alle sollen im Dienst rechtzeitig eine Pause machen können.“ Das sei leider nicht immer der Fall. „Unsere Arbeit ist kein Sprint, sondern ein täglicher Marathon.“

Text: Ingrid Kupczik; Foto: Eva Hecht

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