Sprechstunde und Behandlungansatz


Was für eine Art der Behandlung bieten wir an?


Wir wollen niemanden, der sich als trans*/Transgender erlebt, diskriminieren, sondern uns für die Entstigmatisierung von Transidentität in der Gesellschaft einsetzen. Unsere Erfahrung zeigt uns, dass es ganz unterschiedliche Verläufe und Entwicklungswege gibt, wie sich jemand fühlen kann und wie er*sie sich über die Zeit entwickelt. Es gibt für uns nicht „die eine“ Transgeschlechtlichkeit, deshalb kommt auch nicht für jede*n der gleiche Behandlungsablauf in Frage.


Diese Haltung spiegelt sich auch in unserem Behandlungsansatz wider:

Eine geschlechtsangleichende Transition bietet manchen Jugendlichen, die sich trans* erleben, die Aussicht, im gefühlten Geschlecht zu leben und so anerkannt zu werden. Gleichzeitig hat diese Entscheidung langfristige Folgen, die sorgfältig abgeschätzt werden müssen. Damit sichergestellt ist, dass wir für jedes Kind und jede*n Jugendliche*n den richtigen Weg finden, führen wir in unserer Spezialsprechstunde immer eine Reihe von persönlichen Gesprächen und eine spezialisierte Diagnostik durch. Somit finden eingangs immer und über einen längeren Zeitraum intensive diagnostische Gespräche statt, in denen es darum geht, sich gegenseitig kennenzulernen.

Dieses Vorgehen macht einige unserer Patient*innen, die nach oftmals längerer Wartezeit endlich Termine mit uns haben, ungeduldig – was wir gut nachvollziehen können. Dennoch geht es uns darum, nicht allein den Wunsch nach Transition, sondern stets den ganzen Menschen kennenzulernen.

Im Zentrum der Gespräche stehen deshalb sowohl körperliche als auch seelische Aspekte des Erlebens und der Entwicklungsgeschichte unserer Patient*innen und ihres Umfeldes. Wir besprechen mit unseren Patienten alle seelischen, körperlichen und sozialen Fragen – bezogen auf die Familie, die Schule, den Freundeskreis – die mit ihrem Erleben im Zusammenhang stehen.

Die Gespräche sollen nicht dazu dienen, bestimmte Kriterien oder Symptome anhand einer „Checkliste“ festzustellen, sondern eine individuelle Auseinandersetzung mit der eigenen Geschlechtszugehörigkeit fördern. Zudem geht es um die Begleitung und Unterstützung bei der Gestaltung eines individuellen Weges, für den sich ein*e Jugendliche*r entscheidet.

Im Verlauf können bei vorliegender Geschlechtsdysphorie oder Geschlechtsinkongruenz auch körpermedizinische Behandlungsmaßnahmen und eine Indikation dieser Maßnahmen besprochen, gemeinsam abgewogen und entschieden werden. Für manche Jugendliche kann diese körpermedizinische Angleichung die Transition in das erlebte Geschlecht erleichtern.

Diese Art der Behandlung wird bei uns durch die Kooperation mit einer pädiatrisch-endokrinologischen Spezialsprechstunde (z.B. im Endokrinologikum Altona) unterstützt sowie durch die Vermittlung operativer Maßnahmen. Solche Behandlungsschritte sind jedoch mit weitreichenden körperlichen Veränderungen verbunden, deren langfristigen Folgen sorgfältig gemeinsam im Gespräch abgewogen werden müssen. Außerdem werden solche Behandlungsschritte grundsätzlich nicht im Kindesalter, sondern immer erst ab Einsetzen der Pubertät eingeleitet.

Die meisten Jugendlichen, die uns aufsuchen, haben einen starken Leidensdruck. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass eine zusätzlich begleitende Psychotherapie, die mit häufigeren und regelmäßigeren Terminen stattfindet als die Gespräche bei uns, vielen Jugendlichen eine große Hilfe ist, mit oft schmerzhaften Gefühlen umzugehen. Deswegen empfehlen wir, sich wohnortnah zusätzlich eine*n ambulante*n Psychotherapeuten*in zu suchen (z.B. über die Terminservicestellen der kassenärztlichen Vereinigung des jeweiligen Bundeslandes)