Ausgefragt?! Erholsamer Schlaf – Warum er so wichtig ist


Interview mit Priv.-Doz. Dr. med. Arne Böttcher

HNO-Klinik - Schlafbezogene Atmungsstörungen und obstruktive Schlafapnoe

Erholsamer Schlaf ist keine Zeitverschwendung, sondern essenziell für unseren Körper und unsere Psyche. In Deutschland leiden bis zu 40 Prozent der Erwachsenen unter Schlafstörungen: Diese können gefährlich werden und negative Folgen für unsere Gesundheit haben. Anlässlich des Aktionstags „Erholsamer Schlaf“ der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) erklärt Priv.-Doz. Dr. Arne Böttcher, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), warum erholsamer Schlaf so wichtig ist und was jeder Einzelne tun kann.

  • Hallo, mein Name ist Arne Böttcher, ich bin Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am UKE und Leiter der Sektion Schlafmedizin.

    Herr Dr. Böttcher, was versteht man unter Schlafmedizin?

    Schlafmedizin ist eine Zusatzbezeichnung für Ärztinnen und Ärzte, die sich mit den Schlafproblemen von Patientinnen und Patienten beschäftigen wollen. Die Schlafmedizin befasst sich mit der Grundlagenforschung, der Etablierung neuer diagnostischer und therapeutischer Methoden.

    Was ist erholsamer Schlaf?

    Erholsamer Schlaf ist letztlich das subjektive Empfinden, ausgeruht aufzuwachen. Es gibt keine bestimmten Zeiten, die dabei eingehalten werden müssen. Wichtig ist, dass bestimmte Schlafphasen in mehreren Zyklen durchwandert werden.

    Ab wann spricht man von einer Schlafstörung?

    Von einer Schlafstörung spricht man, wenn man subjektiv das Empfinden hat, einen gestörten Schlaf zu haben oder aber dies vom Bettpartner oder der Bettpartnerin wahrgenommen wird. Und das Ganze kann man im Schlaflabor zum Beispiel messen.

    Was kann die Ursache für Schlafstörungen sein?

    Die Ursachen für Schlafstörungen sind mannigfaltig. Die können physischer Natur sein, psychischer Natur sein oder aber auch auf einen Mangel an sogenannter Schlafhygiene zurückzuführen sein.

    Was versteht man unter Schlafhygiene?

    Unter Schlafhygiene versteht man gewisse Rituale, die man einhalten sollte, um einen erholsamen Schlaf zu haben. Das kann zum Beispiel sein, dass man das Zimmer abdunkelt, immer zu regelmäßigen Zeiten ins Bett geht, nicht zu fettige Speisen nach 18:00 Uhr zu sich nimmt, auf Alkohol und Nikotin verzichtet oder aber auch die Zimmertemperatur kühl hält. Zudem können wirksame Methoden sein, tagsüber Sport zu treiben, sich körperlich zu betätigen, um abends erschöpft ins Bett zu fallen.

    Ab wann sollte ich ärztlichen Rat einholen?

    Ärztlichen Rat sollte man sich einholen, wenn man subjektiv das Gefühl hat, der Schlaf sei gestört. Oder aber auch, wenn der Bettpartner oder die Bettpartnerin Auffälligkeiten bemerkt, wie zum Beispiel Atemaussetzer, die bei der obstruktiven Schlafapnoe auftreten können.

    Was versteht man unter einer obstruktiven Schlafapnoe?

    Die obstruktive Schlafapnoe ist eine schlafbezogene Atmungsstörung, die zu Atemaussetzern während des Schlafs in der Nacht führt. Es gibt unterschiedliche Behandlungsmethoden für die obstruktive Schlafapnoe. Der Goldstandard ist die nächtliche Überdruckbeatmung mit einer sogenannten PAP-Maske. Die sorgt für eine Schienung des oberen Atemweges und verhindert so den Kollaps des oberen Atemweges. Sollte die Schlafmaske keinen ausreichenden Erfolg bieten oder vom Patienten nicht toleriert werden, bieten wir unterschiedliche operative Verfahren hier im UKE an. Dazu gehören zum Beispiel die Gaumenerweiterung oder aber auch die Implantation eines Zungenschrittmachers.

    Wie kann ich meinen Schlaf verbessern?

    Den Schlaf kann man verbessern, indem man sich an gewisse Schlafroutinen hält, das heißt regelmäßige Zubettgehzeiten, ausreichende körperliche Betätigung tagsüber, Verzicht auf Alkohol, Nikotin und fettige Speisen nach 18:00 Uhr und vor allem auch die Bildschirmzeit vor dem Zubettgehen zu reduzieren bzw. einen Nachtfilter einzuschalten, der das blaue Licht aus dem Monitorlicht herausfiltert.

    Ist es sinnvoll, Schlafmittel zu nehmen?

    Das hängt von der zugrundeliegenden Problematik ab. Bei manifesten Schlafstörungen ist es mitunter notwendig, auf Schlafmittel zurückzugreifen. Hier sollte man jedoch beachten, so wenig wie möglich zu nehmen, denn die Dosis macht das Gift. Es gibt unterschiedliche Substanzklassen, zum Beispiel frei verkäufliche pflanzliche Präparate, die meistens unproblematisch sind in der Einnahme. Allerdings gibt es auch Schlafmittel, sogenannte Benzodiazepine oder Z-Substanzen, die ein gewisses Suchtpotenzial haben und auch einen Gewöhnungseffekt haben. Hier sollte man mit der Einnahme sehr vorsichtig sein.

    Haben Sie noch eine Botschaft für uns?

    Achten Sie auf Ihren Schlaf. Nehmen Sie Schlafstörungen nicht auf die leichte Schulter. Lassen Sie Ihre Schlafstörungen abklären und gewinnen Sie Lebensqualität.