Blutgerinnsel im Bauch

Gerhard Lühmann wurde bereits vor elf Jahren eine Leber transplantiert. Als jetzt bei ihm plötzlich starke Bauchschmerzen auftreten, ist klar: Er benötigt dringend Hilfe von Leberexpert:innen. Im UKE ist er an der richtigen Adresse.

Einen Leberschaden erlitt Gerhard Lühmann schon im mittleren Alter. „1999 fing es mit einem Sturz von der Leiter an“, erzählt der heute 61-Jährige. Eine schwere Bohrmaschine war dem Zimmermann dabei auf den Fuß gefallen, zertrümmerte das Sprunggelenk. Damals nahm er über mehrere Jahre starke Schmerzmittel ein, die seine vermutlich bereits vorbelastete Leber schwer schädigten. 2010 wurde ihm in Hannover ein Spenderorgan transplantiert. Fortan tritt er kürzer im Familienbetrieb in der Nähe von Cuxhaven, konzentriert sich auf die leichteren Tätigkeiten.

Als er sich eine heftige Erkältung zuzieht und tagelang husten muss, bricht seine Bauchdecke auf. Die Ärzt:innen entscheiden sich damals gegen eine Operation, Gerhard Lühmann trägt seit dieser Zeit ein Brustband bei der Arbeit. Bauchschmerzen hat der Familienvater immer mal wieder. Doch im Mai dieses Jahres bekommt er starke Bauchkrämpfe, ihm ist übel, seine Verdauung macht Probleme. Seine Hausärztin diagnostiziert einen Gefäßverschluss (Thrombose) im Darm, er kommt ins kleine Krankenhaus nahe seines Wohnorts.

Ein Rettungshubschrauber bringt Gerhard Lühmann als Notfallpatienten aus dem örtlichen Krankenhaus ins UKE. Sofort beraten die Expert:innen aus verschiedenen Kliniken und Fachabteilungen, die sich im interdisziplinären Leberzentrum zusammengeschlossen haben, gemeinsam, was das beste Vorgehen in seinem Fall ist. Eine Operation wollen sie nach Möglichkeit vermeiden. Eine Nacht lang versuchen sie, die Ursache für seine Symptome, ein Blutgerinnsel in einem Gefäß zwischen Darm und Leber, durch Medikamente zu beseitigen. Am nächsten Morgen entscheiden die Ärzt:innen: Die medikamentöse Behandlung hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht.

Gerhard Lühmann musste sich sofort einer Notoperation unterziehen. „Ich wusste: Nun ist mein Mann im UKE – das war beruhigend, denn die kennen sich aus.“ Noch jetzt, Monate nach dem Klinikaufenthalt, ist Ehefrau Petra Lühmann die Erleichterung anzuhören. Zu Hause hält sie die Verwaltung des Zimmereibetriebs aufrecht, während sie um das Leben ihres Mannes bangt. Immer wiederkehrende Blutgerinnsel, Wundheilungsstörungen und eine Zyste machen dem Patienten zu schaffen.

Schließlich: ein Herzstillstand bei einer der notwendigen Folgeoperationen. Gerhard Lühmann wird wiederbelebt, sein Kreislauf meistert die Strapazen – nach 90 Sekunden springt sein Herz wieder an. „Ich habe mir immer gesagt: Die Ärzte im UKE tun, was sie können“, so Petra Lühmann. Insgesamt acht Mal wird Gerhard Lühmann während seines stationären Aufenthalts im UKE operiert, ernährt wird er über eine Sonde. Wichtig für den Transplantationspatienten: Das eingesetzte Spenderorgan funktioniert weiterhin gut.

Nach sechs Wochen kann Gerhard Lühmann das UKE verlassen. „Erst mal wieder fit werden!“ Das sagt er sich seitdem jeden Tag. Eine Reha-Maßnahme bringt eine erste Verbesserung. Mehrmals pro Woche geht er zur Physiotherapie, trainiert seine Muskeln, seine Kondition. „Eine Kiste Mineralwasser ist im Moment noch schwer für mich.“ Ungewohnt für den Handwerkermeister. Ob er wieder auf Dächern arbeiten kann? Das weiß Gerhard Lühmann zurzeit noch nicht.

Er und seine Frau sind glücklich, wieder zusammen zu Hause zu sein. Gemeinsam gehen sie jeden Tag spazieren, durch das Dorf, in dem sie wohnen. Nicht nur ihren eigenen Bungalow, sondern auch viele andere Häuser hat Gerhard Lühmann selbst gebaut. „Die Zuwendung und Unterstützung, die wir von unserer Familie, unseren Nachbarn und Freunden erhalten haben, ist umwerfend“, sagt Petra Lühmann. Ihr Mann bekommt nun neue Medikamente, die er dauerhaft einnehmen muss. Sie sollen einem neuerlichen Gefäßverschluss vorbeugen. „Aber das ist das kleinste Übel, wenn sich dadurch keine neuen Blutgerinnsel bilden.“

Text: Katja Strube, Foto: Privat