Allgemeine Informationen
zu Stimmstörungen und Heiserkeit

Unsere Stimme ist in einer von Kommunikation dominierten Welt ein unverzichtbares Instrument. Sie ist integraler Bestandteil zahlreicher Lebensfacetten. Stimmstörungen und Heiserkeit, die bereits im frühesten Kindesalter beginnen und bis ins hohe Alter auftreten können, führen oftmals zu bedeutenden Einschränkungen im Alltag.
Nicht nur Berufssprecher:innen oder Sänger:innen können davon existenziell betroffen werden, auch viele weitere Berufe sind auf eine funktionierende Stimme angewiesen.

Von einer Stimmstörung (Dysphonie) spricht man, wenn die Stimme die für den Alltag notwendige Lautstärke oder Klarheit/Klang nicht mehr erreichen kann. Hierbei kann der Stimmklang entweder dauerhaft oder nach Belastung heiser sein. In seiner extremsten Form kann dies zu einer Stimmlosigkeit (Aphonie) führen, bei der die Stimme keinen Klang mehr hat, vergleichbar mit einem leisen, tonlosen Flüstern.

Stimmstörungen können sowohl strukturelle als auch regulative Ursachen haben. Strukturelle Ursachen sind zum Beispiel Entzündungen, gut- oder bösartige Neubildungen oder ein Reflux von Magensäure. Eine regulative Stimmstörung kann beispielsweise hormonell oder neurogen bedingt sein, z.B. bei Lähmung des Rekurrens-Nervs, aber auch ohne erkennbare organische Veränderungen auftreten, was man dann als malregulativ bezeichnet. Ursachen hierfür können zum Beispiel eine Überlastung der Stimme, ungünstige Sprechgewohnheiten aber auch psychologische Gründe sein.

    • bei einer Heiserkeit, die länger als 6 Wochen andauert
    • wenn ein:e HNO-Ärzt:in keine Ursache für die Heiserkeit finden kann
    • wenn eine Covid-19-Infektion direkt im Vorfeld stattgefunden hat
    • wenn die Heiserkeit kurz nach einer OP im Hals- oder Brustbereich aufgetreten ist

  • Phonationsverdickungen sind ein Zeichen für eine Über- und/oder Fehlbelastung der Stimme. Sie können in vielen Altersklassen auftreten. Gehäuft treten sie um das 3. Lebensjahr (gleiche Geschlechtsverteilung), mit 6 bis 9 Jahren (vermehrt bei Jungen im Sportverein) und nach dem Stimmbruch sowie bei Frauen mit einer hohen Alltagssprechbelastung auf (Erzieherinnen, Lehrerinnen etc.) auf.

    Bei Kindern sind Phonationsverdickungen eine der häufigsten Ursachen für Heiserkeit. Altersabhängig können die oben beschriebenen Untersuchungen durchgeführt werden.

    Bei Erwachsenen mit Phonationsverdickungen beginnt die Heiserkeit meist langsam und es besteht eine erhöhte Alltagssprechbelastung. Zu Beginn des Tages kann dann meist noch gut Stimme gebildet werden, im Laufe des Tages wird die Stimme zunehmend heiser bis stimmlos/aphon. Bei lang bestehender Symptomatik „verschwindet“ die Heiserkeit kaum noch und verbleibt im Verlauf permanent. Phonationsverdickungen können auch bei Sängern auftreten. Je nach Genre können sie als Überlastungssymptom auftreten und störend sein oder aber auch für den gewünschten Klang „benötigt“ werden.

  • Der häufigste Grund für Heiserkeit im Kindesalter sind Phonationsverdickungen (Schreiknötchen). Diese sind verursacht durch eine Überlastung der Stimmlippen. Bei Kleinkindern ist dies durch vermehrtes Schreien bedingt, sobald die Kinder sprechen können auch durch lautes Sprechen und Schreien im Kindergarten, beim Sport (z.B. Fußball) oder Zuhause (bspw. Auseinandersetzungen mit älteren Geschwistern). Diese Überlastung der Stimmlippen führt zu einer Art „Schwielen“-Bildung.
    Nach Operationen können Stimmlippenlähmungen auftreten, die zu einer Heiserkeit führen, da sich eine oder beide Stimmlippen nicht mehr adäquat bewegen können. Durch die fehlende Berührung der Stimmlippen kann es nicht mehr zur ausreichenden Tonbildung kommen.
    Auch angeborene Unebenheiten der Stimmlippen wie Zysten, Verwachsungen des vorderen Anteils (Synechien) oder auch eine Furchung der Stimmlippe (Sulcus vocalis) können zu einer heiseren Stimme führen.
    Bei sehr jungen Säuglingen kann bei einem weichen Kehlkopf (Laryngomalazie) die Atmung beeinträchtigt und sehr geräuschvoll (Stridor) sein.
    Die Abklärung der möglichen Ursachen von Stimmstörungen bei Kindern erfolgt in unserer Tagesklinik interdisziplinär. Im Normalfall wird eine Endoskopie durchgeführt. Die Untersuchungsmethoden und –instrumente sind dabei dem Alter des Kindes angepasst. Mit unserem dünnsten Endoskop sind die Untersuchungen problemlos auch bei Säuglingen möglich.

  • Die Abnahme der Muskelmasse und der Elastizität des Bindegewebes führt zu einem Volumenverlust der Stimmlippen im Verlauf des Älterwerdens. Deshalb legen sie sich bei der Stimmgebung nicht mehr mit ausreichendem Druck aneinander und es kommt zu einer Stimmveränderung mit Heiserkeit, Stimmanstrengung und häufig erhöhter Sprechstimmlage. Dieser natürliche Alterungsprozess betrifft jedes Gewebe, so auch die Stimmlippen. Eine Stimme, die in der Jugend kraftvoll und klar war, verliert im Alter bei manchen Menschen ihre Klangqualität. Dies kann stimmtherapeutisch behandelt oder auch mit einer Unterfütterung (Augmentation) der Stimmlippen wieder ausgeglichen werden. Ziel ist es, wieder eine kräftigere Stimme zu erreichen.

  • Was ist eine Stimmlippenlähmung (bspw. Rekurrensparese)?
    Eine Stimmlippenlähmung (Stimmlippenparese, Stimmlippenstillstand) wird durch eine Schädigung des Kehlkopfnerven (Nervus recurrens oder vagus) ausgelöst und führt zu einer Lähmung einer oder auch beider Stimmlippen. Ursachen der Stimmlippenlähmung sind oft Operationen oder Erkrankungen am Hals oder im oberen Brustbereich (also an Schilddrüse, Halsschlagader, Halswirbelsäule, Herz, Lunge, Lymphknotenvergrößerungen im Halsbereich oder auch Metastasen in diesem Bereich). Als Folge ist die Bewegung der Stimmlippe der betroffenen Seite gestört und die Stimmlippen schließen nicht mehr richtig, es entsteht eine heisere oder schwache Stimme. Die Heiserkeit einer einseitigen Stimmlippenparese kann mit einer logopädischen Stimmtherapie und ergänzend einer Augmentation (Unterfütterung) der gelähmten Stimmlippe in der Regel gut behandelt werden.
    Die Stimmlippenlähmung kann auch beidseitig auftreten. Hierbei unterscheiden sich die Symptome ganz grundlegend von denen einer einseitigen Parese. Häufig steht nicht die Heiserkeit, sondern ein Atemgeräusch bzw. erschwerte Atmung im Vordergrund. Das Schlucken kann beeinträchtigt sein.
    Für die Therapie muss bei beidseitiger Stimmlippenlähmung immer die Abwägung der lebenswichtigen Funktionen der Atmung, des sicheren Schluckens und der Stimme gegen/miteinander erfolgen. Die Therapieoptionen werden individuell besprochen, da es keine generell allgemeingültige Empfehlung geben kann.

  • Ein Kontaktgranulom an der Stimmlippe, gelegentlich auch als Kontaktulkus bezeichnet, ist eine Veränderung im hinteren, knorpeligen Anteil der Stimmlippe (Processus vocalis). Es besteht aus einer Schwiele und einer Auflagefläche (Hammer und Amboss). Die Ursache liegt in einer Sprechdruckerhöhung, die häufig kombiniert mit einem stillen Reflux auftritt. Ein Druckulkus kann auch bspw. durch eine Intubation ausgelöst werden.
    Der Stimmklang ist heiser und angestrengt. Männer sind deutlich häufiger betroffen. Manche Personen mit Kontaktgranulomen haben keinerlei Symptome und das Granulom wird erst bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Andere bemerken ein stechendes Gefühl oder ein Globusgefühl (Kloßgefühl) im Hals.
    Zunächst sollte die Ursache für die Entstehung des Kontaktgranuloms geklärt werden. Hierbei gibt es zwei sehr häufige Ursachen. Zum einen eine ungünstige Sprechtechnik, die mit einem erhöhten Sprechdruck einhergeht. Zum anderen kann es nach einer Intubation zum Auftreten eines Kontaktgranuloms kommen. Ein laryngopharyngealer Reflux spielt häufig in der Aufrechterhaltung der Problematik eine wichtige Rolle. Therapeutisch ist eine Stimmtherapie die erste Option, da sonst die Gefahr eines Wiederkehrens des Granuloms nach einer operativen Entfernung sehr groß ist. Trotz solcher Maßnahmen kann ein Kontaktgranulom sehr therapieresistent sein bzw. wiederkehren. Bei Operation sollte die Sicherung der Histologie zum Ausschluss einer bösartigen Veränderung durchgeführt werden.

  • Jegliche Veränderung, die die Bewegungsabläufe der Stimmlippen stört, kann zu einer Stimmstörung führen. Alle Ursachen von Stimmstörungen werden in unserer Klinik diagnostiziert und ggf. behandelt. Hierzu zählen zum Beispiel (Reinke-)Ödeme, Stimmlippenzysten, Papillome, Tumore, spasmodische Dysphonien u.v.m.