In Hamburg angekommen

Renommierte Wissenschaftlerin aus Israel hat UKE-Professur übernommen

Seit 1. Oktober 2020 forscht Prof. Maya Topf am Interdisziplinären Zentrum für Strukturelle Systembiologie (CSSB) und folgte damit einem Ruf des UKE und HPI. Zuvor war die gebürtige Israelin an Universitäten in Oxford, San Francisco und London tätig. Mit ihrem neuen Team möchte sie antivirale Therapien entwickeln.

Es war Liebe auf den ersten Blick. Dichtes Grün, wohin man schaut, überall Flüsse und Kanäle, die die Stadt durchziehen und reichlich Platz zum Durchatmen. „Für mich ist Hamburg eine der schönsten Städte Europas“, schwärmt Prof. Dr. Maya Topf, die mit ihren beiden Kindern seit knapp einem Jahr in Othmarschen lebt. „Ich mag das viele Wasser hier und ich jogge liebend gern an der Elbe entlang“, verrät die 47-Jährige. Ein echtes Statement für eine Frau, die in der Welt so viel herumgekommen ist, wie Maya Topf und die sich auf den sonnigen Straßen San Franciscos ebenso zu Hause fühlt wie an den zugigen Ufern der Londoner Themse.

Geboren und aufgewachsen ist sie in Israel, nicht weit von Tel Aviv. Hier absolviert Maya Topf auch ihr Chemiestudium, das sie mit einem Masterdiplom abschließt. Danach zieht es sie in die Ferne. 2002 promoviert sie an der Universität Oxford auf dem Gebiet der computergestützten Chemie. „Sehr früh fing ich an, mich für den Aufbau von Proteinen und anderen Makromolekülen zu interessieren. Computational Chemistry nutzt Computersimulationen, um Proteinstrukturen besser zu verstehen“, erläutert die Wissenschaftlerin. In San Francisco verfolgt sie diesen Weg weiter und arbeitet vier Jahre lang als Postdoktorandin an der Universität von Kalifornien. Zurück in England, richtet sie am Birkbeck College an der Universität von London ihre eigene Forscher:innengruppe ein und wird 2016 Professorin für Structural and Computational Biology. Mit ihrer Arbeitsgruppe konzentriert sie sich auf die Infektionsforschung und entwickelt computergestützte Methoden, um herauszufinden, wie Viren in Zellen agieren und wie sie sich stoppen lassen.

Hamburg klopft an

Als Prof. Maya Topf den Ruf der CSSB-Partner UKE und Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI) auf eine W3-Professur erhält, zögert sie nicht lange. „An einem interdisziplinären Zentrum mit verschiedenen Universitäten und neuester Technologie wissenschaftlich arbeiten zu können, sehe ich als große Chance, um meine Forschungen voranzutreiben“, sagt Maya Topf. Sie leitet die neu eingerichtete Forschungsabteilung Integrative Virologie im CSSB auf dem DESY-Campus in Bahrenfeld. „Unser Ziel ist es, Angriffsmechanismen von Krankheitserregern atomgenau zu enträtseln, um langfristig maßgeschneiderte Medikamente dagegen entwerfen zu können“, erklärt Prof. Topf. Was ihr im Job besonders Spaß macht? „Die Arbeit mit meinen PhD- Studierenden und Postdoktoranden liegt mir am Herzen.“ Derzeit betreue sie sieben Postdocs und fünf Studierende aus verschiedenen Erdteilen – von Europa über Nordafrika bis Asien und Australien. „Ich mag es, mit Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt Themen zu entwickeln und Ergebnisse zu erzielen.“ Internationale Vernetzung hält sie für sehr inspirierend.

Neues entdecken

Auf dem DESY-Campus hat sich Maya Topf gut eingelebt. „Toll finde ich, dass ich mich hier voll und ganz auf die Virus-Forschung konzentrieren kann und bereits einige interessante neue Kooperationspartner gefunden habe.“ Die Wissenschaftlerin hofft, dass es ab Herbst am UKE auch mit dem Unterrichten losgehen kann. „In London habe ich sehr viel und gern gelehrt, das vermisse ich ein wenig.“ Sie selbst lernt gerade Deutsch – damit sie bald richtig mitreden kann, wie sie augenzwinkernd sagt. Demnächst will die Wahlbritin zu ihrer ersten Stand-Up-Paddle-Tour auf Hamburgs Alsterkanälen aufbrechen. Dass sie dabei ins kalte Wasser fallen könnte, schreckt sie nicht ab. In Oxford sei sie schließlich auch zum Baden in die Themse gesprungen.

Text: Nicole Sénégas-Wulf, Foto: Axel Kirchhof